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Besondere Kennzeichen: senile Bettflucht. Mit mir zu verreisen, würde zumindestens in dieser Beziehung, nen Haufen Druck erzeugen… auf beiden Seiten ;-). Ne im Ernst, ich bin wiedermal gg. 5 Uhr wach geworden, was heißt, auch wirklich wach. Raus aus den Federn, 10 Minuten Yoga, 10 Minuten Atemübungen, 10 Minuten Augenlidtraining… hihi, nene, bin zwar wach, aber die einzigste Übung ist und bleibt, meine kleine Espressokanne zu verhätscheln. Der strahlend blauer Himmel war Animation genug, meinen ersten Kaffee vor der Hütte bei einem erwachenden Tag einzunehmen. Um mich herum ruhte noch alles, besonders die feierfreudigen Niederländer, der morgendliche Nebel verzog sich langsam und die Sonne fing langsam an zu beweisen, das sie es noch voll drauf hat. Dann beim 2. Kaffee kam langsam Leben in die Bude, ich räumt meinen Plünnen zusammen und verstaute sie ein letztes mal in meiner Schrankwand, die bis dahin eingehaltene Ordnung und Struktur konnte ich nun endlich vernachlässigen, denn am Abend in Berlin ankommend, hieß es eh nur, Schrankwand abbauen, in der Wohnung ausschütten und in Waschmaschine, Kühlschrank, Regal und Keller umlagern.

Während meiner entspannten Packarie kamen die ersten Gespräche in broken-niederländisch-deutsch auf; Hey, wo kommst du her, wo geht es hin, wie war es? Mit einer netten 5köpfigen niederländischen Familie verglichen wir unsere Tageskilometerzahl bis in die jeweilige Heimat, bei ihnen waren es 1000, upps und bei mir nen bissl um 480 km oder so. Gut, die hatten einen großen Bus und waren hoffentlich so gegendert (Gendering bei Wiki), das das Lenkrad auch von weiblichen Händen geführt wird ;-), naja, wenn nicht, selbst schuld, sie hatten ja noch drei pupertierende Kinder mit drin… Okay ich wünsche ihnen, das sie gut zu Hause angekommen sind und alle ihre Nerven behalten haben.

Also insgesamt war das ein sehr angenehmer ruhiger Morgen, der mir dies letzte Aufbrechen Richtung Heimat hübsch vereinfacht hat UND es sah so überhaupt nicht nach Regen aus, sehr beruhigend, so konnte ich die wunderbare Landstraße Nr. 105 mit offenen Augen und Geist durch kleine, feine Dörfer Richtung Norden fahren. Wer dieses Land kennenlernen möchte und dies nicht nur mit dem Motorrad tun will, dem empfehle ich diese Straße. Ihr Zustand ist völlig okay, sie hat Serpentinen, viele hübsche Kehren, führt über Berge, aber eben auch durch flache Landschaft und viele kleine süße Dörfer, ist so breit, das sie nur eine Randbegrenzung und keinen Mittelstreifen hat, also wunderbar zum Nord-Süd-Durchfahren von Tschechien.

Meinem Navi hatte ich am Morgen gesagt, führe mich über Landstraßen nach Hause, das hat ihn völlig verwirrt, nach Hause? Es gibt diesen schönen Button im Navi “nach Hause”, den hatte ich in den letzten 4 Wochen nicht einmal bemüht und nun war es verwirrt und hat über 1 1/2 h zur Routenberechnung gebraucht, es gibt blöderweise in dem Garmin zûmo 210 keine Möglichkeit, eine laufende Berechnung abzubrechen oder ich kenne sie einfach nicht und wäre für jeden Tipp dankbar, nicht mal die Hardcorevariante -Rückdeckel ab und Akku raus, hat genützt. Nene, dickköpfig wie die Chefin, will es auch nach der Herzentfernung einfach weiter berechnen. Okay, dann eben per Karte und Schilder fahren, ich musste nur darauf achten, auf der 105 zu bleiben. Dann war ich kurz vor Prag, DAS hatte ich voll verpennt, NICHT in diese Richtung zu fahren, sondern großzügig um Prag herum zu tuckern. Zum Umfahren war es zu spät, nun hieß es, Großstadt, Verkehr, millionen von Ampeln und Menschen, ein Wirr-Warr aus Straßen, Schildern und Hektik. Genau am Rand von Prag war mein Navi endlich bereit mich zu lotsen und da ich dann doch mein Vertrauen zu ihm reaktiviert hatte, hieß es für mich, Augen zu und durch! Naja, ‘Augen zu’ ehr nicht ;-), aber durch schon. Ich weiß nicht wieviele Verkehrsregeln ich übern Haufen gefahren hatte, egal, ich nutze meinen Touri-Status aus, meine Warnweste und meine Breite von 110 cm. Durchgeschwitzt kam ich durch diese wunderbare Stadt und gab dem Navi die Anweisung, jetzt Autobahn zu wählen, den kürzesten Weg nach Hause.

Koloděje nad Lužnici, Prag, Grenze, Dresden und Berlin. Zwischen Dresden und Berlin liegt Meißen. Ein feines Örtchen um eine Nacht zu verweilen. Ich hatte einen Tag vorher bei einer Freundin über Facebook angefragt, ob sie zufällig in ihrem kleinen Häuschen oben auf ‘ihrem’ Weinberg, unweit von Meißenebtfernt, weilt und mir ein Schlafplätzchen und eine Glas Rotwein überlassen würde? Hinter Dresden bin ich dann von der Autobahn runter, hab einen SIM-Kartentausch vom iPad zum Handy gemacht, als kurze Erklärung: meine O2-Karte vom Handy hat online besser in Rumänien, die E-Plus-Karte vom iPad in den anderen Ländern gefunzt, da ich die ganze Zeit mein Handy nicht gebraucht hatte, musste ich es nun wieder aktivieren, hab geschaut ob sie geantworte hatte und ja, hatte sie, aber sie sei noch in Berlin bei der Arbeit und fährt erst am nächsten Tag (Freitag) nach Meißen, schade, dies hieß für mich, durchfahren nach Hause. Dann ein Anruf bei meiner lieben Nachbarin Claudia, die sich mit Irena, einer anderen Freundin, die letzten Wochen um meine Wohnung und meine Katzen gekümmert haben, ob sie am Abend zu Hause ist und mir meinen Schlüssel geben könnte, dann noch eine SMS an meine andere liebste Nachbarin Isabel, das ich laut Navi gg. 18:30 ankomme und total gerne einen Kaffee mit ihr trinken wollen würde. Klappte perfekt, mein Schlüssel wäre bereit zur Übergabe und eine Nachfrage ob Kaffee UND Bier recht wäre ? kam per WhatsAPP?! Na klar!! Zwischenzeitlich bin ich von der Tankstelle rüber zu einem MAC-Doof gefahren, ich brauchte was zwischen die Kiemen, habe meine große Abneigung gegen Fastfoot mal in den Wind geschrieben, einem jungen Paar erklärt, das es Grundformen der Höflichkeit gibt, z.B. Danke zu sagen, wenn einem (von mir) die Tür aufgehalten wird. Willkommen im unfreundlichen Deutschland. Dann hieß es rauf auf die Karre und die letzten 200 km rocken. Hinter Dresden ist dann mein Navi entgültig ausgestiegen, es hat mir alle 2 Minuten gesagt, es schaltet sich nun ab, da es keine Stromversorgung hat, hmm, vermutlich nen Wackler im Gerät oder im Anschluss an der Batterie, egal, ich brauchte es nicht unbedingt.

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Endlich ein Bär!! Aber ehrlich, in Berlin auch nicht wirklich schwer zu finden und handzahm sind sie auch.

Um 18 Uhr nach 26 Tagen habe ich die Berliner Stadtgrenze überfahren und endlich einen Bären gesehen ;-), mich durch einen einigermaßen entspannten frühabendlichen Stadtverkehr nach Hause manövriert. Punkt 18:30 stand ich fix-und-foxi vor meinem Haus. Claudia kam gleich mit meinem Schlüssel und Isabel mit Bier, den Kaffee hatte sie wohl nicht ernst genommen ;-). Dann haben wir ne Stunde vor der Tür gesessen, ich hab mir Isabels Neuigkeiten angehört und ein wenig von meinen geplauscht und ihr erklärt, warum ich so schnell nach Hause gekommen bin. Eigentlich hatte ich ja 5-6 Tage Rückreise eingeplant und nicht 3, aber in Ungarn hatte ich mich entschieden, den kürzesten Weg zu nehmen, einerseits wegen dem Regen und andererseits war meine innere Ruhe und Gelassenheit vorbei, ich fühlte mich wieder getrieben! Ja, der Stadtmensch kam recht schnell in mir durch! Die Autobahnfahrt hat natürlich das übrige dazu getan, ich weiß schon, warum ich das nicht mag. Das hat nichts mit Reisen zu tun, es geht nur darum, schnell von A nach B zu kommen. Ausschliesslich das Ziel zählt und bei mir, wenn ich mit dem Motorrad unterwegs bin, zählt eben der Weg. Eben Enduro-W_A_N_D_E_R_N.

So kam ich zwar in Berlin heil an, war aber nicht ganz vollständig, denn meine Seele hing noch irgendwo hinter der Grenze Rumänien/Ungarn. Jetzt 4 Tage nach meiner Ankunft bin ich langsam wieder vollständig. Nicht unbedingt glücklich, denn ich könnte direkt wieder losfahren, aber doch froh in meiner Wohnung zu sein, meine Katzen um mich herum zu haben, mein Bett, mein Clo, meine Sprache.

Gestern Abend war ich bereit für ein oder zwei Bier in meiner Stammkneipe “Zur Haxe” und wer sitzt an meinem Nachbartisch, eine Gruppe von 5 Rumänen!! Wie ich mich gefreut hatte und ich konnte gleich etwas “angeben” mit meinen überschaubaren, noch immer falsch ausgesprochenen Rumänienbrocken. Sie freuten sich trotzdem und wir konnten uns austauschen, wo kommen sie her, wo war ich, wie finden sie Berlin etc.pp. Mit einer aus dieser Gruppe hab ich dann noch bis Mitternacht dargesessen und geredet, bis uns meine liebenswerte Wirtin herausgefegt hatte, Feierabend!

image36-150x150-1800230 An der wunderbaren 105er Landstraße die fast von Nord- nach Südtschechien führt, habe ich ein letztes mal mein Futter ausgepackt. Dann ging es (unbeabsichtigt) Richtung und durch Prag. bildschirmfoto-2014-08-11-um-09-58-57-150x150-7250953 Meine letzte Strecke ging von Koloděje nad Lužnici nach Berlin, 480 km, hauptsächlich langweilige, öde Autobahn. Aber ich wollte nach Hause, die Ruhe und Gelassenheit, Landstraße zu fahren, war wie weggeblasen. Ich hasse Autobahn. Keine schöne Art zu Reisen. berliner-baer-fotoc2a9imago_tagesspiegel-150x150-3782407 Endlich ein Bär!! Aber ehrlich, in Berlin auch nicht wirklich schwer und ganz handzahm ? . Foto©Imago/Tagesspiegel
img_5476-150x150-6751885 Die liebe Isabel stand mit einem Bier bereit um mir meine Ankunft nach 26 Tagen in Berlin zu erleichtern ;-)!!