Nach 6 Tagen in dem wunderbaren Zigeunerdorf Stejărișu bei Barbara, ihren unerschrockenen Volontären aus Thüringen, ihren wunderbaren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Dorf wurde es Zeit, mein Zelt abzubrechen oder besser mein heimeliges Zimmer unterm Dach zu räumen und weiter zu ziehen. Gaaaanz langsam Richtung Heimat. Ich habe die letzten beiden Tage echt faul auf der Haut gelegen, abends dem Hirten beim Kühe-durchs-Dorf-treiben zugeschaut, was eine unglaubliche Ruhe auf mich ausgestrahlt hat, hier und dort einen Plausch mit den Sommersachsen und Zigeunern am Gartenzaun gehalten, mich extrem lecker bekochen lassen und sehr, sehr schöne Gespräche mit Barbara der Chefin dieses Projekts geführt. Abends beim Wein über Gott und die Welt, Politik, Tradition, Heimat, Gefühle, Freundschaft (und das Schwere daran) geplaudert, Kniffel gespielt und eine eventuelle Reise mit ihr nach Costa Rica geplant. Also alles sehr, sehr entspannt, anregend, verständnisvoll und zuhörend.
Aber es wurde Zeit für mich zum aufbrechen, die Hummel hat angefangen ihren Stachel zu zeigen UND ich habe gestern zum ersten mal seit meiner Reise, ein ganz klein wenig Sehnsucht nach Hause gehabt!! Ein Hauch von Freude kam auf; meine Stadt, meine Wohnung UND mein Bett & Bad ;-)!!!
Die Route war klar. Ein letztes mal gegen Süden und diesmal gleich richtig, es sollte über die Karpaten gehen!! Die Transfăgărășan. Bis vor ein paar Jahren war sie die höchste Straße Europas. 140 km Kurven. Mensch und Maschine müssen 2.400 Höhenmeter überwinden. Und das am Sonntag!! Entgegen meiner letzten Vorstellung diese Strecke zu fahren, sie aber unbedingt am Wochenende zu meiden, denn die Rumänen sind ein Wir-fahren-am-Wochenende-raus-parken-vor-oder-in-oder-hinter-jeder-Kurve-und-schmeißen-den-Grill-an-Völkchen, war nun klar, ich muss mir die Strecke mit 1.000.000 anderen teilen!! Egal, meine Zeitplanung ließ mir nur heute, am Sonntag, die Option, aber eigentlich auch nur, weil ich dadurch endlich auf die andere Seite der Karpaten komme und dahinter gleich wieder rechts abbiege um rüber zur Transalpina zu fahren, die mich wiederrum oben auf 2.100 Höhenmeter, frisch asphaltiert für 180 Millionen €uro aus der EU-Mitteln, gegen Norden bringen soll. Auf dem Weg zu den Karpaten bin ich heute morgen fein durch kleine Dörfer getuckelt, mein Navi war irritiert und ist ausgestiegen, daher musste ich nach Gefühl und Karte fahren und hab mich natürlich auch gleich verfahren, das war mir aber egal, erstens bin ich dadurch nun doch durch Sibiu/Hermannstadt gekommen und zweitens hatte ich in einem kleinen Dorf eine wirklich nette Begegnung mit einem Bauern. Vor seinem Haus musste ich anhalten und mit meinem Navi ein ernstes Wörtchen reden, der Bauer schaute etwas pickiert, so dachte ich erst, aber er war einfach neugierig und ist dann mit seiner Schubkarre einmal zu oft um mich herumgegangen und dann fasten wir beide Mut und ich versuchte ihm zu erklären, das mein Navi doof ist und nicht so will wie ich. Da gibt es eine wunderbare internationale Handbewegung für, erst auf Navi zeigen und dann so tun, als ob man es weg schmeißt und dabei fluchen. Das hat er verstanden :-)! Dann fragte er mich, wieder mit Handzeichen, ob er sich mal auf mein Bike setzten darf, na klar, wenn ich ein Foto machen darf ;-). Durfte ich.
Vor ein paar Jahren die höchste Straße Europas, mit unzähligen Kurven und 2.200 Meter überm Meeresspiegel, noch immer verdammt beeindruckend!! Was für ein Panorama. Die Geschichte dieser Straße ist ehr dramatisch und zollte angeblich bis an die 400 tote Bauarbeiter unter dem Ceaușescu-Wahn, alles höher, besser, schneller zu bauen.
Dann ging es weiter. Die Transfăgărășan.
Das Panorama war atemberaubend!! Die Straße okay, sehr endurogerecht und teilweise musste ich so langsam fahren, das sich eine Spinne an meinem Visier festhalten konnte und sich am Faden abließ. Aber ich bin ja eh nicht so’ne Raserin und auf dieser Tour ehr noch vorsichtiger unterwegs. Meine Maschine heizte sich auf 100 Grad auf, was mich ab und an zu Abkühlungs- und ins Tal schauen-Pausen ‘zwang’. Direkt oben über die Bergkuppe kann nicht gefahren werden, ein Stück darunter gibt es einen Tunnel, von dem hatte ich gelesen und etwas Bammel. Schlecht beleuchtet, lang und nass. Aber letztendlich war er okay, die Rumänen sind gesittet hindurch gefahren, weil sie auch nüscht gesehen haben und Angst um ihr heiligstes, ihr Auto haben. Auf der anderen Seite ging es dann wieder ca. 50 km sehr kurvenreich hinunter und zum Schluss am Vidraru-Stausee entlang. Eigentlich hatte ich mir bei meiner Tourplanung in Berlin vorgenommen, dort anzuhalten und zu staunen. Staudämme haben eine ganz besondere Anziehungskraft auf mich, aber heute, mang der Menschen-u. Automassen habe ich darauf verzichtet und nur an einer schönen Panoramstelle mein Espressobrühzeuch herausgeholt und ne Kaffeepause gemacht, ich war etwas müde geworden und meine Aufmerksamkeit hatte nachgelassen. In der Panoramanische hatte ein rumänisches Paar ihren Honig, Marmeladen, Sirupstand und sie schaute mir ganz interessiert bei meinem Espressokochritual zu und strahlte mich dabei immer an. Ich hätte ihnen gerne etwas abgekauft, aber mein Stauraum ist begrenzt, dies zeigt ich ihr auch und sie verstand es und nickte wissend.
Dann bin ich in Curtea de Arges angekommen, ein süßes Städtchen ganz auf Tourismus ausgelegt, aber zu mehr, als es zu durchfahren, hatte ich keine Lust, außerdem lagen noch 100 km vor mir und das in der wirklichen heißen Nachmittagssonne. Im Gebirge war es super auszuhalten, die Bäume, also bis zur Baumgrenze und dann Wolken und natürlich die Höhe haben es temperaturmäßig sehr angenehm gemacht. Aber weiter unten! PUH!! In Curtea de Arges musste ich auf eine kleine feine Straße nach Râmnicu Vâlcea abbiegen, dort wollte ich wieder Richtung Norden bis Brenzoi fahren, denn da fängt die Transalpina an und da wollte ich mir ne Penne suchen. Aber erstens kommt es anders und zweitens wie man denkt. Genau zwischen Curtea und Râmnicu strahlte mich ein Campingplatz an! Also ehr einer mit diesen kleinen feinen Hütten und ohne Zelt. Das sah alles so neu und ordentlich aus, ich musste abbiegen. Außerdem war es schon 18 Uhr, ich hatte den ganzen Tag nichts richtiges gegessen und brauchte dringend eine Dusche!! Ich wurde freundlichst von dem Knirps Alex begrüßt, der seiner Mutter meinen einen-Übernachtungs-Preisvorschlag vom englischen ins rumänische übersetzte und der alles tat, das ich bleibe. Also ich und hauptsächlich meine Dakar ;-)!!
Dann hat er sich bis zum Abendbrot keinen Schritt mehr von mir, oder ehr der Dakar wegbewegt und wir haben ordentlich über das Google-Translate-Programm gefeixt. Dank Wi-Fi konnten wir herrlich damit kommunizieren, deutsch/englisch/rumänisch. Alex kann noch etwas französisch, aber da musste ich aussteigen. Jetzt hab ich gegessen, hab mein kaltes Bier, nette junge rumänische Nachbarn die auf’m Weg an Schwarze Meer sind, eine davon, Andra (ja so heißt sie wirklich, einfach das S weggelassen ;-)) kann richtig gut deutsch und hat sich gefreut, endlich mal in dieser Sprache mit jemanden zu reden, ihre Freunde können “nur” rumänisch und englisch.
Hach wat für’n toller Tag! Die zufälligen Begegnungen mit den Menschen, sind die, die mir am meisten nachhängen, natürlich auch die 325.754 Kurven und dieses Panorama. Auch das Losfahren heute Morgen, die wirklich schöne Verabschiedung von Barbara.
Ick geh dann mal reich beschenkt bald ins Bettchen, gut Nächtli und mulțumesc!
Ps.: Hach dit klappt noch nicht mit Bettchen, meine jungen rumänischen Nachbarn haben mich gerade zum Schnaps trinken eingeladen -NAROC!!
Ich hatte vor seinem Haus angehalten weil ich ein ernsthaftes Wörtchen mit meinem Navi reden musse und er schlich unauffällig-auffällig um mich herum, dann fasten wir beide Mut und “sprachen” miteinander. Die internatinale Sprache, Hände, Füße, Gesten. Ich erklärte ihm, das mein Navi doof ist, er erklärte mir, das er mein Moped klasse findet. Deal: Er setzt sich rauf und ich darf ein Foto machen ;-). Dieser Ausschnitt zeigt sozusagen nur einen Teil der Geschichte, aber ich fand sein Gesicht so ausdrucksstark! Wir befinden uns fast auf vollständiger höhe der Transfăgărășan-Hochgebirgsstraße und die kleinen Punkte, die nicht wirklich zu sehen sind, sind Schafe. Schau einfach auf das nächste Bild.
unglaublich wo überall die Schäfer ihre Schafe abstellen?! Würde ich dort Schäfsrin sein wollen, ick weiß nicht? Aber schön einsam wäre es! Vor ein paar Jahren die höchste Straße Europas, mit unzähligen Kurven und 2.200 Meter überm Meeresspiegel, noch immer verdammt beeindruckend!! Was für ein Panorama. Die Geschichte dieser Straße ist ehr dramatisch und zollte angeblich bis an die 400 tote Bauarbeiter unter dem Ceaușescu-Wahn, alles höher, besser, schneller zu bauen. Wir hatten einen Deal, er wollte auf meine Maschine und ich wollte nen Foto! Perfekt!!
Naja ohne Worte. Wollte nur mal beweisen, das ich die neue Richtlinie in Rumänien für Motorradfahrer*innen einhalte und ne Warnwest trage. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich bin die Einzigste, oder eine der Wenigen die sich daran halten ;-). Auch die Pferdekarrenlenker, allgenwärtig hier in Rumänien, müssen solche eine Weste tragen, dieser EU-Wahnsinn fängt erst an. Wie schon so häufig, ist der Preis für eine Hütte in Rumänien unschlagbar, da bleibt das Zelt eingepackt!! In dieser Hütte war das Bett ganz hervorragend und blütenweiße Bettwäsche. Ich habe wie ein Engel geschlafen! Alex fand mich, aber ganz besonders meine Dakar klasse und hat uns beide, seit wir auf ‘seinem’ Platz angekommen sind, nicht mehr aus den Augen gelassen. Alex war toll, offen und sehr witzig und mit Hilfe von Wi-Fi und Google-Translater haben wir viel miteinander gefeixt ;-).